München - Das Heim von Väterchen Timofej


Heute geht es gar nicht weit hinaus, sondern wir bleiben in Deutschland - genauer gesagt in München. Denn manchmal liegen die kleinen Schätze direkt vor der Haustüre.

 

Das Heim von Väterchen Timofej befindet sich am Spiridon-Louis Ring 100. 

Erbaut wurde es in den 1950er Jahren am Oberwiesenfeld, dem heutigen Olympiapark.

 

Wir haben die Ost-West-Friedenskirche (besser bekannt als die Kirche von Väterchen Timofej) durch Zufall entdeckt, als wir auf dem Sommer-Tollwood unterwegs waren. Der Eingang war ganz versteckt zwischen zwei Ausstellerbuden.

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

 

Die Gedenkstätte ist ein wirklich besonderer Ort mit ganz viel Charme und vielen Erinnerungen.

 

Das Besondere: die Kirche ist weder katholisch, noch orthodox, sondern christlich. Sie wurde von Timofej und seiner Frau Natascha erbaut, um alle Christen miteinander zu vereinigen. Timofej verließ seine Heimat Russland, um in den Westen zu kommen. Hier in München erbaute er seine Kirche um den Osten und den Westen zu versöhnen.

 

Schon wenn man das Grundstück betritt umgibt einen eine herrliche Ruhe. Das gesamte Grundstück ist von einem herrlichen alten Garten umgeben. Neben dem Garten gibt es noch das eigentliche Wohnhaus, welches zu einem Museum umgewandelt wurde und die Erzengel Michael Kapelle.

 

Im Jahr 1952 ließen sich Timofej und Natascha am Oberwiesenfeld nieder. Dort erbauten sie sich ihr Haus (und später eine kleine Kapelle sowie die Kirche) ausschließlich aus Kriegsschutt. Auch bei der Einrichtung setzten sie größtenteils auf Schutt. So besteht beispielsweise die silberne Decke der Kirche aus altem Schokoladenpapier.

 

Über viele Jahre hinweg lebten die Beiden im stillen Einverständnis mit den Behörden. Man muss dazu sagen, dass sie ihr Haus ohne Genehmigung erbauten. Bis dann Ende der 60er Jahre entschieden wurde, dass das gesamte Grundstück weichen müsse, denn genau dort sollten die Sportstätten für die Olympischen Spiele 1972 erbaut werden. Die beiden wehrten sich vehement und wurden von den Münchener Bürgern unterstützt. Dies führte dazu, dass das Olympiagelände weiter nach Norden verlegt wurde.

 

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

 

Christian Ude (der frühere Bürgermeister) nannte die kleine Ost-West-Friedenskirche den "charmantesten Schwarzbau Münchens".

 

Timofej's Kirche steht bis heute.

 

Natascha verstarb 1978 im Alter von knapp 80 Jahren. Anschließend durchlebte Timofej eine sehr schwere Zeit, da Natascha sein Ein und Alles war.

 

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

 

Natascha und Timofej wollten beide auf ihrem Grundstück begraben werden.

 

Lange kämpfte Timofej dafür, Natascha auf dem Grundstück begraben zu dürfen. Am Ende fand sie jedoch auf dem Westfriedhof ihre letzte Ruhestätte.

 

Dafür hat Väterchen Timofej an der Stelle, an der Natascha gerne begraben werden wollte, eine symbolische Gedenkstätte errichtet.

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

 

Im gesamten Garten findet man immer wieder kleine Überraschungen, wie beispielsweise ein kleiner Buddha zwischen den Sträuchern. Oder den alten Baum, an dem zahlreiche Schnuller hängen. Timofej hing alle Schnuller und Schlüssel, die er fand an den Baum, damit sie später von ihren Besitzern wieder gefunden werden konnten. Außerdem hängen an dem Baum kleine Windspiele aus Muscheln, alte Gießkannen und Ostereier. Warum sie dort hängen? Wir wissen es nicht...

 

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

Das Wohnhaus steht heute noch immer und dient inzwischen als kleines Museum. Viele Zeitungsartikel schmücken die Wände und Gästebücher liegen im ganzen Museum verstreut. Aus aller Welt kommen Menschen und bestaunen Timofej's Leben.

 

Zudem findet man viele Bilder und Briefe von Timofej, die erahnen lassen, wie die beiden dort gelebt haben und wie vielen Menschen sie in ihrem Leben weitergeholfen haben.

 

Auch Malsachen für Kinder liegen aus und man findet zahlreiche Kinderbilder.

 

Timofej verstarb 2004 im Alter von 110 Jahren.

 

Heute ist das Heim von Väterchen Timofej eine beliebte Sehenswürdigkeit und zieht Touristen aus aller Welt an. Allerdings gibt es viele Münchner, die selbst noch nie dort waren, obwohl dieser magische und zauberhafte Ort wirklich einen Besuch wert ist.

 

München Väterchen Timofej Ost-West-Friedenskirche Olympia-Park

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Kommentare: 2
  • #1

    Sigi Ruhl (Donnerstag, 19 Dezember 2019 21:34)

    Also von der Ost-West-Friedenskirche hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Mein letzter (und bisher einziger) Besuch in München liegt nun doch schon wieder ein paar Jahre zurück. Ich sehe schon, dass es da noch vieles zu sehen gäbe. Die Geschichte von Timofej und Natascha klingt jedenfalls berührend und ich bin mir sicher, dass die Gedenkstätte durchaus einen Besuch wert wäre.

  • #2

    Miriam (Sonntag, 12 Januar 2020 11:35)

    Da habt ihr ja wahrlich ein tolles Schätzchen gefunden. Das Haus sieht aus wie aus dem Märchen. Sehr spannend! Hatte noch nie zuvor davon gehört.
    Miriam von www.nordkap-nach-suedkap.de